Gaamer ETH #006: Va Zuekunftstrüüm ù Zytewandù

Hier der neuste Blog von Sven Krattinger, Düdinger Maschinenbau-Student an der ETH. Er erzählt von der innovativen Strahlkraft der Schweiz, dem Frust vieler Studierender und wie wir mit den ändernden Zeiten umgehen können:

Die ETH Zürich wird oft als Wiege der Innovation dargestellt. Forschung, Industrie, Gesellschaft – ein Schmelztiegel aus Akteuren soll dafür sorgen, dass die Schweiz ihre Strahlkraft bewahrt. Ein Konsortium um Alfred Escher legte 1855 mit der Gründung des Eidgenössischen Polytechnikums den Grundstein zur Förderung dieser wertvollen Ressource. Auch heute sieht sich die Hochschule in der Verantwortung, den Brunnen der Innovation sprudeln zu lassen.

Eine kürzliche Ausstellung im Hauptgebäude trug denn auch den Titel «Rethinking Universities of the Future». Etliche Schultische und Plakate mit Szenarien wie «Will AI replace professors in the future?» füllten die Halle. Eine Feedback-Wand sollte eigene Inputs ermöglichen.

Das Feedback hat aber eindeutig den Eindruck hinterlassen, dass die ETH wohl zuerst die Universitäten der Gegenwart überdenken sollte, bevor sie sich an die Zukunft wagt. Kaum ein Thema eint die Studierenden mehr als der Wunsch nach Livestreams und Aufzeichnungen. Immer wieder fordern Petitionen die flächendeckende Einführung von Aufzeichnungen an den Hochschulen.

Der Frust vieler Studierender

Doch warum fordern wir Studierenden dies überhaupt? Die folgenden Zeilen sollen Einblick in den Frust vieler Studierender geben:

Man mag behaupten, dass früher auch nichts aufgezeichnet wurde. Dieses Argument lasse ich nicht gelten – früher gab es auch keine Kühlschränke und trotzdem würde niemand auf die Idee kommen, diese nicht zu nutzen. Die Zeiten haben sich geändert und so auch die Bedürfnisse. Die Infrastruktur ist vielerorts vorhanden oder wird durch günstige Software ermöglicht.

Doch auch das Leben der Studierenden hat sich verändert. Nicht selten kommt es vor, dass Doppel- und gar Dreifachbelegungen unumgänglich sind. Dazu kommt, dass viele Studierende auch arbeiten müssen: Das Studium ist heute mehr Personen zugänglich als je zuvor. Dies bedeutet auch, dass ein wachsender Anteil der Studierenden sich das Studium nicht von den Eltern finanzieren lassen kann. Dabei sind weitere Überschneidungen mit dem Studium teils unumgänglich. Mehr Flexibilität ist also nicht nur erwünscht, sondern bitter nötig.

Was schliessen wir daraus?

Die Hochschulen der Schweiz können also auch heute beispielhaft sein, wenn sie mutig voranschreiten und Innovation durch integrative und zeitgemässe Unterrichtsmethoden fördern. Und was für Universitäten gilt, dürfen wir uns auch als Privatpersonen zu Herzen nehmen: «Wär nid mit de Zyt giit, dä giit mit de Zyt. Drum blyybet muetig ù schrytet wyter mit de Zyt voraa!»