Senslerdeutsch schwappt nach Montreal

Der Sprachwissenschaftler Manuel Meune von der Uni Montreal hat Senslerdeutsch untersucht. Er geht dabei vom Mundartbuch «D Seisler hiis böös» aus. Der französischsprachige Aufsatz könnte mithelfen, in der Westschweiz Ängste gegenüber Senslerdeutsch abzubauen.

Professor Manuel Meune erklärt in seiner «Revue transatlantique d’études suisses» zuerst die vertrakte Situation in Freiburg und der Schweiz. Bekanntlich hat jede und jeder zu seinem und anderen Dialekten etwas zu sagen. Oder mit Meunes Worten: «L’ouvrage illustre le fait que chacun a quelque chose à dire sur sa variété linguistique ou celles des autres.»

Im Buch «D Seisler hiis böös» von Christian Schmutz hat es einige Themen, die Sprachen und Sprachkontakt betreffen. Manuel Meune fasst sie in sechs Punkten zusammen und untersucht diese:

  1. Les Alémaniques ignorent l’existence des Singinois. (Senslerdeutsch ist wenig bekannt.)
  2. Les Singinois adaptent (parfois) leur dialecte. (Einige Sensler passen ihren Dialekt an.)
  3. Les Allemands n’ont pas le monopole du «bon allemand». (Auch Schweizer Hochdeutsch ist gut.)
  4. Les Singinois sont bilingues (ou au moins francophiles). (Viele Sensler haben Freude an Französisch.)
  5. Davantage de Romands apprennent l’allemand/le dialecte. (Immer mehr Welsche sehen Zweisprachigkeit als Chance.)
  6. L’unilinguisme et la peur de l’autre langue font encore des ravages.» (Nach wie vor grassiert eine Angst vor fremden Sprachen.)

Daraus schliesst Professor Meune, die Hauptleistung des Buches sei es, dass sich die sprachlichen Spannungen des 20. Jahrhunderts sowie «de clichés réciproques» «se dissolvent dans l’humour». Dass man über einstige Angriffe sprüchern und lachen könne, führt Meune zur Idee: «Au vu du ton rafraichissant employé dans D Seisler hiis böös, faut-il faire de Schmutz le représentant d’une génération qui s’est libérée de postures anciennes?»

Die Sensler seien nicht Wedernocher zwischen Stuhl und Bank. Ihre Rolle sei nicht die der Motzer im Röstigraben, sondern im Gegenteil die der Brückenbauer zwischen den Sprachgruppen. So müssten sie keine defizitäre Identität beklagen, sondern könnten ein Moitié-Moitié leben. Das habe zur Folge, «que les Singinois, en Fribourgeois alémaniques exemplaires, ne devraient ni se ‘welchiser’ (romandiser / franciser), ni se ‘berniser’.» Das Hin und Her sei eine Chance für die Sensler, liest der Wissenschaftler heraus.

Und Senslerdeutsch als Star des Buches? «C’est bien plus que la célébration d’un ancrage local. À l’image de ses gallicismes, romandismes et autres anglicismes, il devient un instrument puissant pour dialoguer avec l’extérieur et dire la complexité du monde.» Senslerdeutsch sei flexibel und voller interessanter Einflüsse. Damit könnten die Sensler die Komplexität der Welt abbilden.

Blumiger kann man dem Senslerdeutschen kaum eine gute Zukunft voraussagen.

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