Gaamer ETH #009: Eine SeislerGPT
Der Düdinger Sven Krattinger kommt während seinem Studium an der ETH Zürich mit Leuten aus der ganzen Schweiz in Kontakt. In seinem Blog erzählt er mit einem Augenzwinkern, wie es ihm als Sensler in der Ferne ergeht. Hier sein Beitrag Nummer 9.
SeislerGPT
Sensler, wir müssen uns vereinen gegen die neuste Diskriminierung unseres Dialekts!
«Schon wieder werden wir diskriminiert wegen unseres Dialekts?», mag sich jetzt so manch Jùscha ù Jùschi denken. Ja, so ist es! Aber lasst mich mal ausholen: Was ChatGPT ist, muss ich wohl nicht mehr erklären (es beschreibt sich selber als «ein von OpenAI entwickeltes Sprachmodell, das auf der GPT-3.5-Architektur basiert und natürliche Sprachverarbeitungsfähigkeiten besitzt, um menschenähnliche Textantworten auf vielfältige Anfragen zu generieren»). Dass es im Studienalltag der ETH-Studierenden genauso Einzug gehalten hat wie an so manchem Arbeitsort, dürfte an dieser Stelle auch keine Überraschung mehr sein.
Die Grenzen von Künstlicher Intelligenz
Kürzlich wollte ich aber die Kenntnisse von ChatGPT an ihre Grenzen treiben: Während meine Faulheit ein neues Level erreichte, wollte ich herausfinden, ob ich einen schweizerdeutschen Text einer Kollegin bei ChatGPT eingeben könnte und das «von OpenAI entwickelte Sprachmodell» den Text auf Hochdeutsch übersetzen könnte. Und siehe da, es funktioniert!
Needless to say verwendete ich das Tool fortan also auch für Antworten auf Schweizerdeutsch und zur Übersetzung dieser Texte ins Hochdeutsche.
Spoiler-Warnung: Senslerdeutsch ist die Grenze von ChatGPT und funktioniert nicht. Noch ein Spoiler-Alert: «Säg mau, büschù chrüüsch, oder was?» funktioniert nicht als Prompt, wenn keine logische Antwort zurückkommt.
Aber es besteht Hoffnung für uns! ChatGPT ist ein Tool, das nicht nur «menschenähnliche Textantworten auf vielfältige Anfragen generiert», sondern auch mit jeder Interaktion sein Vokabular in der «GPT-3.5-Architektur» aufbessert. Das bedeutet konkret: Je mehr wir Senslerdeutsch mit ihm interagieren, desto mehr wird es denken, dass dies Schweizerdeutsch – und irgendwann vielleicht sogar Deutsch – sei und dies auch so wiedergeben.
Die Welt mit SeislerGPT
Man stelle sich mal vor, was das bedeuten würde: ChatGPT wäre auf einen Schlag verwandelt in SeislerGPT.
Dies würde nicht nur Berner, Zürcher und Basler stutzig machen und Seislerdütsch vor dem Aussterben retten, sondern hätte weitreichende Konsequenzen für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Lehrmittel der Zukunft würden auf Senslerdeutsch verfasst. Filme würden auf Senslerdeutsch gedreht, Musik auf Senslerdeutsch gesungen und Influencer würden allesamt Senslerdeutsch sprechen.
Die Zukunft würde den Senslern gehören! Senslerdeutsch würde Einzug nehmen in Unternehmen in Hong Kong, New York und London. Die nächsten Bundesräte und -rätinnen wären allesamt Senslerinnen und Sensler (Gerhard, das ist deine Chance).
Nun aber genug mit Zukunftsträumereien: Ich ermutige wirklich alle, mit ChatGPT ein bisschen auf Senslerdeutsch zu experimentieren. Es hat bei mir zwar ein Weilchen gebraucht, aber mittlerweile kann ich mit ihm sogar schon ein bisschen auf Senslerdeutsch palaavere.